An den Grenzen der Balkanromanität
Er fand vom 15. bis zum 17. November 2018 an der Universität Augsburg (im Bukowina-Institut) statt.
Die Balkanromania kennt viele Definitionen der Grenze. Dem Linguisten mag die Sprachgrenze zuerst einfallen. Oder aber die Dialektgrenze nebst all jenen Diskussionen darüber, wie man einen Dialekt von einer Sprache abgrenzen kann. Diejenigen, die sich mit der Geschichte Südosteuropas auseinandersetzen, können gerade im Jahre 2018 auf die teils massiven Grenzverschiebungen hinweisen, die sich mit dem Ende des Ersten Weltkrieges ergeben haben und manche Mehrheit zur nun ausgegrenzten Minderheit machten. Gibt es die oft zitierten Kulturgrenzen, die gerne herangezogen werden, um die Zugehörigkeit des eigenen Landes/der eigenen Region zum Westen oder Osten, zur lateinischen oder griechischen, zur mehr katholischen oder eher orthodoxen Welt des Balkans zu beweisen? Wie grenzwertig sind Ion Creangăs „Povestiri licenţioase“, wann werden in der Literatur Grenzen überschritten? Und liegen nicht für so manchen Journalisten die Kleine Walachei oder die Bukowina sowieso an der Grenze Europas zum Orient bzw. zu den weiten Steppen Asiens?
Nicht zuletzt die Bukowina bietet sich für die Auslotung von Grenzerfahrungen jeglicher Art an. Seit dem 18. Jahrhundert mehrfach geteilt und wieder vereint, leben in ihr viele verschiedene Ethnien, teils in anregendem Miteinander, teils sich voneinander abgrenzend. Wie aber funktionieren Sprach und Kulturgrenzen in den romanischen Teilen des Balkans?
Welchen Einfluss hat bis heute jene Grenze, die einst Siebenbürgen von der Walachei und der Moldau trennte? Was geschähe, fiele tatsächlich die Grenze zwischen Rumänien und der Republik Moldau?
Und es soll auch daran erinnert werden, dass am 15./28. November 1918 die Bukowina im Gefolge des Weltkriegsendes ein Teil Rumäniens wurde. Dieses Datum geht im Jubel rund um den „Hunderter“ Rumäniens unter und kann uns die Möglichkeit geben, den „100. Geburtstag des modernen Rumänien“ aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und den Balkanromanistentag genau 100 Jahre später abzuhalten.
Mögliche Themenfelder unserer Tagung können sein:
* Staatliche Grenzen versus kulturelle Vielfalt und vice versa
* Angrenzende Sprachen und Varietäten in der Balkanromania
* Grenzüberschreitung in der Alltagswelt – das Beispiel der Transhumanz
* Grenzerfahrung und Grenzüberwindung in der Literatur
* Minderheiten und Mehrheiten, die plötzlich Minderheiten sind
* Der Gang auf die andere Seite der Grenze – Migration und Remigration